Anna Niederegger
geboren am 23.05.1910 in Lofer
Heimatgemeinde: Matrei i. O.
am 20.03.1941 deportiert nach Hartheim
Am 23. Mai 1910 kam Anna Niederegger in Lofer, dem Heimatort ihrer Mutter Ottilia, zur Welt. Ihr Vater Franz Niederegger, Taglöhner bei einem Loferer Bauern, stammte aus Matrei im Osttirol. Der Beruf von Anna Niederegger, die drei Geschwister hatte, wurde in den Dokumenten mit Näherin angegeben. 1936 zeigten sich bei der 25-Jährigen erste Symptome einer psychischen Erkrankung. Man brachte sie in die Psychiatrische Klinik Innsbruck und später in die Heil- und Pflegeanstalt Hall, wo sie insgesamt dreimal in Behandlung stand. Ein überlieferter Brief, den die Patientin aus Hall an ihre Eltern schrieb, zeigt ihren sehnlichen Wunsch, die Anstalt so bald als möglich zu verlassen. Zweimal konnte Anna Niederegger nach einer Besserung auch tatsächlich nach Kitzbühel zurückkehren, wo ein Bruder und die Eltern lebten. Nach Rückfällen kam Anna Niederegger allerdings wieder nach Hall zurück, die letzte Aufnahme datiert auf das Jahr 1939. Bei den Behörden herrschte Unklarheit darüber, ob die Gemeinde Kitzbühel als Wohnort der Familie, oder Matrei i. O. als zuständige Heimatgemeinde des Vaters die Kosten für den Anstaltsaufenthalt zu tragen hat. Letztlich wurde Matrei als zuständige Heimatgemeinde für Anna Niederegger bestimmt. In der Haller Anstalt beschäftigte sich die Patientin in guten Phasen mit Näharbeiten und wurde bis zuletzt regelmäßig von einem in Innsbruck lebenden Bruder, aber auch von anderen Verwandten besucht. Am 20. März 1941 brachte man Anna Niederegger mit weiteren 91 PatientInnen in die Tötungsanstalt Hartheim, wo sie ermordet wurde.
Quellen:
Historisches Archiv Landeskrankenhaus Hall, Verwaltungsakt u. Krankenakt
Bundesarchiv Berlin, R 179/25387
Die Fotos und die Kopie eines Briefes von Anna Niederegger an ihre Eltern (ohne Datum) wurden dankenswerterweise von der Nichte Ottilie Lehman zur Verfügung gestellt
